LIVE NIRVANA INTERVIEW ARCHIVE November 15, 1989 - Heidelberg, DE

Interviewer(s)
Gregor Kessler
Interviewee(s)
Kurt Cobain
Chad Channing
Publisher Title Transcript
Goar! Nirvana Yes (Deutsch)

Goar: Seid ihr direkt aus Seattle?
Kurdt: Ich komme aus Olympiade.
Chod: Ich lebe auf einer Insel nicht weit von Seattle.
Goar: Und wie seid ihr zusammengekommen?
Chod: Nun, wir haben uns bei der letzten Malfunction-Show getroffen, die wir sehr mochten.
Kurdt: Malfunction sind übrigens einer der Begründer des Seattle-Grunge-Sounds. Das war ungefähr so 1984/85. Sie spielten so eine Art Parodie aus Glam-Rock, Hardrock und Heavy Metal.
Chod: Yeah! Sie waren einfach großartig.
Goar: Darf euer Bassist Chris überhaupt mit so kurzen Haaren in der Band spielen?
Kurdt: Oh, fuck. Ich repräsentiere den 60er Jahre Garagen-Punk der Band. Chris ist der Punkrock-Sid Vicious-Verschnitt und Chod ist unser Hippie.
Goar: Ihr seid nur noch zu dritt?
Kurdt: Ja, unser Gitarrist war nur sieben Monate dieses Jahr in der Band. Wir haben das Album größtenteils zudritt aufgenommen, wie wir auch schon seit zwei Jahren mit drei Leuten spielen und jetzt sind wir wieder zu dritt.
Chod: (lachend) Wir sind untrennbar.
Goar: Was für Pläne habt ihr in Sachen Veröffentlichungen?
Kurdt: Nun, die "Blew"-Maxi ist ja vor kurzem erst erschienen und die zweite LP ist in Planung. Sie wird so März/April erscheinen.
Goar: Wieder auf Sub PoP?
Kurdt: Ja.
Goar: Seid ihr zufrieden mit dem Label?
Kurdt: Sehr. Es ist wahrscheinlich das beste Independant-Label, auf dem man sein kann.
Goar: Ist es wie bei SST eine Bandfamilie?
Kurdt: Sicher, die Bands kennen sich untereinander, und dadurch, daß man zusammen auf Tour geht, wie wir jetzt mit TAD, lernt man sich noch besser kennen.
Goar: Habt ihr irgendeine Definition für euren Stil?
Kurdt: Fast-Tempo-Black Sabbath-Blues. Wir versuchen verschiedene Stile zu vermischen im Sinne der frühen 70er Jahre Punkrock-Bands.
Goar: Ihr seid nicht besonders schnell, oder?
Kurdt: Nun, schneller als Black Sabbath.
Goar: Glaubt ihr nicht, daß es den Leuten nach einiger Zeit langweilig wird, mit all diesen gleichklingenden Sub Pop-Bands?
Kurdt: Ich finde nicht,daß sie alle gleich klingen.
Goar: Nicht gleich, aber zumindest ähnlich?
Kurdt: Nein, ich finde TAD gehört in die Black·Heavy-Killdozer-Style-Ecke. Wohingegen wir zu den 60s-70s-Rock-Revivals gehören. Es gibt nun mal nicht viele Dinge, die man mit Gitarren machen kann. Es ist schwer total unterschiedlich zu sein. Da wir auch noch alle in derselben Stadt oder doch zumindest recht nahe beisammen wohnen, beeinflussen sich die Bands natürlich auch ein wenig gegenseitig.
Goar: Welche Sub Pop-Band gefällt dir persönlich denn am besten?
Kurdt: Nun, ich mag sie alle und ich sage das nicht nur, weil wir selbst auf Sub Pop sind. Mudhoney sind wohl die Besten.
Goar: Mögt ihr Soundgarden noch, seitdem sie das Label gewechselt haben?
Kurdt: Doch, natürlich, sie sind immer noch dieselbe Band.
Goar: Habt ihr vor, auf ein größeres Label zu gehen, wenn ihr mehr Erfolg habt?
Kurdt: Ich weiß nicht, aber ich glaube, daß ist auch bedeutungslos. Es ist einfach ein großes Risiko, zu einem Major zu wechseln, um zu hoffen, daß jetzt auf einmal der Durchbruch kommt, nur weil mehr Geld in die Produktion und die Promotion gesteckt wird. Major Label sind einfach nur Leihgesellschaften, sie leihen dir eine gewisse Summe Geld und warten darauf, daß du es wieder mit deinen Platten reinbringst.
An dieser Stelle läßt sich Chod in einen 5-minütigen Vortrag über die Verkaufsstrategien von Major Labels aus, die ihre großen Bands aus den Einnahmen der kleinen Bands finanzieren.
Kurdt: Sonic Youth haben z.B. bei einem Major unterschrieben und das aus einem guten Grund. Sie haben jetzt das Level erreicht, auf dem der Wechsel ihnen nur Vorteile gebracht hat. Sie haben ein großes Publikum und gehen dabei kein Risiko ein.
Goar: Verkauft ihr schon viele Platten in Europa oder hauptsächlich in den USA?
Kurdt: Nun, ich glaube wir verkaufen schon ganz gut hier. Ich habe gehört, wir hätten schon ungefähr 3000 in der ersten Woche allein in England verkauft, und da das schon ein paar Monate her ist, könnte ich mirvorstellen, daß der Verkauf ganz anständig gelaufen ist. Zumal wir auch von der Band leben können. Wir könnten auch gar keine feste Arbeit annehmen, da wir ständig auf Tour sind.
Goar: Vor wieviel Leuten spielt ihr denn in Seattle?
Kurdt: Oh wir haben mit Mudhoney zusammen gespielt und da kamen ungefähr 2000 Leute.
Manager: Nein, es waren um die 1900.
Chod: Ich habe gehört, es waren 1500 dagwesen.
Kurdt: Ach nein, es passen 2000 rein und es waren 1500 da. So ähnlich wird es wohl gewesen sein.

© Gregor Kessler, 1989